Meine Yoga-Matte rolle ich meistens zu Hause aus und übe für mich alleine. Im Grunde ist es egal, wie und wo man Yoga übt, diese Reise geht ja vielmehr nach Innen, zu dir. Du erkennst ganz leicht, wie lange jemand schon Yoga übt. Yoga ist, wenn du genau weißt, wie weit du in einer Asana gehen kannst (und willst). Und nicht, ob du einen Schulterstand eine halbe Stunde halten kannst (oder willst).
Immer wieder liest und hört man, dass du als Yogi geerdet bist, deine Mitte gefunden hast, dich nie über deine Mitmenschen aufregst und das Licht in jedermann siehst. Du atmest immer tief und lächelst und selbst nervige Autofahrer können dir nichts anhaben. Vielleicht fahren sie nur so nah auf, weil sie eine Schwangere hinten im Auto sitzen haben, die gerade entbindet. Just sayin`, weiß man´s? Als Yogi ist man immer Buddha.

Als ich mal in Berlin war, habe ich eine Stunde bei Spirit Yoga gebucht, einem Yoga-Studio welches ich schon immer ausprobieren wollte. Der Stil dort ist vom Vinyasa-Flow geprägt und liegt mir sehr. Ihr wisst ja, dass ich seit -puh, wie viele Jahre sind es denn schon?- gerne bei Yogaeasy online übe und so in den Genuss komme, viele unterschiedliche Yoga-Leherer auszuprobieren. Selbst welche aus Berlin, Hamburg und München. Sogar die richtig berühmten. Einige meiner Lieblingsvideos bei Yogaeasy kommen von Spirit Yoga und so war es klar, dass ich auch mal eine echte Stunde dort üben wollte.
Spirit Yoga ganz un-spirituell
Ich betrat die heiligen Spirit-Yoga Hallen und fühlte mich total wohl dort. Das Studio ist wirklich schön und gar nicht esoterisch, dafür modern und sehr chillig. Und hell und stylish.
Ich war früh dran, rollte meine Matte aus und wartete auf weitere Teilnehmer. Ganz bewusst hatte ich eine Stunde Mitten am Tag ausgewählt, einen Power-Lunch Kurs. Ich meine, wie viele Menschen können Mittags einfach so einen Yoga-Kurs besuchen?
Genau. Ich spekulierte fast auf eine Einzelstunde.
Diesen Gedanken gab ich leider recht schnell auf, denn der Raum füllte sich immer mehr. Von wegen Einzelstunde. Ich überlegte kurz. Wenn es Mittags – wo doch alle arbeiten – schon so voll ist, wie sieht es dort erst Abends aus? Egal. Ich lag in erster Reihe und bekam nicht mit, was hinter mir passierte.
Fast. 1 x drehte ich mich um und sah, wie eine Frau sich gerade perfekt und locker in den Kopfstand schwang und so auf den Beginn der Stunde wartete. im Kopfstand, der mir doch so Angst macht.
Eingeschüchtert drehte ich mich schnell wieder nach vorne. Wow. Kopfstand zur Einstimmung? Wow.
Yoga & Competition
Und dachte: So eine Angeberin. Ich schimpfte schnell in Gedanken mit mir: Also DORO! Über 10 Jahre Yoga und dann das? Yogis sehen das Licht in Jedermann. Yogis beurteilen nicht und verurteilen schon mal gar nicht. Yogis kennen keine Competition. Und dann sind Yogis auch sexy und alterslos, aber das ist ein anderes Thema.
Ich versuchte loszulassen und beachtete sie nicht. Was heißt, dass ich im ersten „Hund“ nachguckte, ob sie mit ihren Fersen auf den Boden kommt. Nein, das tat sie nicht.
Und schon konnte ich ihr Licht und den ganzen Klimbim sehen, denn ich komme ganz easy mit den Fersen auf den Boden. Der Hund ist so herrlich energetisch ausgleichend, meint ihr nicht auch?
Loslassen ist fast kinderleicht
Die Stunde fing an und war traumhaft. Am besten fand ich, dass es zu Anfang kein „Om“ gab (am Ende übrigens auch nicht). Also, es gab zwar eins, aber es durfte nur ein stilles „Om“ sein. Ohne Laut. Gut. Ich mag es nicht, wenn mir jemand von hinten sein „Om“ in den Nacken vibriert, dass meine Haare wehen.
Yogis verurteilen nicht Doro.
Sie lassen zu und sie lassen los.
Es gibt kein „Om“ und du lässt jetzt los. Komm. Oooooooommmmm.
Und wie war es?
Die Stunde war hart. So viel dazu, dass man die Intensität selber bestimmt. Ich dachte immer, dass ich zu Hause ein hartes Yoga übe. Ich fand mich immer so toll dabei. Wieder zwei Sachen, die Yogis nicht machen, sie achten nicht darauf ob die Stunde hart ist (wir erinnern uns: Yogis bestimmen die Intensität selber) und sie finden sich auch nicht toll, wenn sie im Hund mit den Fersen auf den Boden kommen.
Das alles vernebelt den Geist. Innerer Frieden ist das Ziel.
Aber wie war es wirklich?
Nach der Stunde gab es Ayurvedischen Tee zu trinken und wer wollte, konnte einen Schuss Kuh- oder Sojamilch dazugeben.
Ich war beeindruckt.
Zu Essen gab es kleine Orangenschlitze. Und ich fühlte mich wie Gwyneth Paltrow.
Niemand außer mir hat den Tee getrunken. Ich outete mich so vielleicht als Touristin, aber ich stand da irgendwie drüber. Auch wenn man nach einer Yoga-Stunde nichts trinken soll, um das innere Feuer nicht zu löschen. Aber mir war nach warmem Tee.
Ich habe sogar der “Kopfstand zum Aufwärmen“ Frau zugelächelt. Am liebsten hätte ich ihr gesagt, wie beeindruckt ich war. Ich fand sie toll.
Beim Umziehen machte sich eine andere Frau auf der ganzen Bank mit ihren Klamotten breit. Normalerweise hätte ich sie angeseufzt, mit einem vibrierenden Egoismus-Vibe.
An diesem Tag habe ihr noch mehr Platz gemacht, indem ich meine Sachen weggeschoben habe. Lächelnd. Hat mir echt nichts ausgemacht.
This too will pass
Nun, das ist Yoga. Du hast zwar weder deine Mitte gefunden, noch Erleuchtung, dafür hast du deine Gedanken gecheckt und gemerkt, was es da so in dir denkt. Du hast Yoga geübt. Du solltest es öfter tun.
Es rettet dich davor, durchzudrehen.
Shine now because of Yoga,
Doro
vielen Dank!
Autor
So gerne!
In uns allen steckt doch auch ein kleines Scheusal – irgendwie. Oder? Vielen Dank für diesen tollen Artikel! Du hast es in die Coolen Blogbeiträge der Woche geschafft. Sie erscheinen morgen (Donnerstag) und den Link findest du unten bei den Daten.
LG
Sabienes