Als ich mit 27 zum ersten Mal Mutter wurde, war ich Höllen! überfordert, habe oft geweint, mich verurteilt (damals gab es noch kein Instagram, wo man Beiträge wie die von Zachi lesen konnte), wollte alles hinschmeißen, mein Herz weggeben, habe mir Schuldgefühle des Grauens aufgeladen.
Jetzt bin ich in der Postmeno und als es anfing mit den Wechseljahren, ging das im Grunde weiter, nur etwas anders. Und auch heute möchte ich manchmal nur sagen dürfen, wie überfordert ich war, als meine Hormone mich verlassen haben. Und es manchmal immer noch tun. Darf ich aber nicht, denn es ist ein Scheiß „natürlicher Prozess, da sind schon so viele Frauen vor mir durchgegangen“.
DU LOSER.
Sowieso.

Als Kind nicht lieb genug, 4 Väter, 3 Grundschulen, 5 Umzüge in 10 Jahren, Brüste mit 10, Periode mit 12, ein Alien, ein polnisches Kind mit Kleidung von Caritas, sie gehört nicht hierhin, sie gehört nirgendwo hin, als Teenie eine „dreckige Punkerin“ und Schulschwänzerin, zu sensibel, immer zu dick oder zu dünn, einsam, bulimiekrank, da ihre Welt einfach zum Kotzen, hat mit zu vielen Männern geschlafen, zu viel gefeiert, keine Karriere gemacht, als Mutter eine totale Niete und jetzt auch noch Influencerin, das ist doch kein Job. Außerdem hübsch, groß, blond, schlank, also oberflächlich.
Gott, die Wechseljahre kriegt sie auch nicht hin, was soll der Hype darum plötzlich?
Sei schön lieb
Hormone sind Gefühle. Energie. Und ich fühle so viel. Manchmal denke ich, ich bin doch hier falsch, ich bin klein, manchmal wird es plötzlich dunkel, ich werde bösartig, ich verletze andere, weil ich nicht anders kann. Ich habe auch Dämonen, Ängste, Wut in mir und wie oft benehme ich mich nicht so, wie es von mir erwartet wird.
Und gehe dann mit mir ins Gericht.
Ich versage meinen Gefühlen ihre Berechtigung.
Du bist so ein böses Kind. Aber siehst du, wie schön es ist, wenn du lieb bist?
Waaaaas? Du denkst immer noch an die alten Kamellen aus deiner Kindheit? Die solltest du in deinem Alter längst losgelassen haben.
Es gibt keine Berechtigung für schlechte Gefühle. Es gilt sie zu unterdrücken. Verstecken.
Ich nehme seit über einem Jahr Pulver aus Pflanzen ein, die Volle Lust, Lass Locker und Ganz Gelassen heißen. Und kann manchmal weder loslassen, noch gelassen sein. Und manchmal fehlt mir Freude und Kreativität. Und ich bin traurig, weil ich manchmal mit meinem Mann schlafe und nicht viel dabei fühle.
Ich trinke einen Shake, der Energie heißt. Und habe manchmal keine mehr.
Lass Locker
Ich wünschte, ich wäre die, für die mich viele von euch halten, die Frau, die alles im Griff hat, die euch mit ihrer Erfahrung immer zur Seite steht und alles über das Leben und Gefühle, Hormone weiß.
Ich lerne viel. Ich sorge gut für mich. Und manchmal eben nicht. Ich koche dann keine politisch korrekte Mahlzeit aus Gemüse, Proteinen und Ballaststoffen, sondern esse ein blödes Brötchen vom Bäcker. Auf die Schnelle, weil ich gestresst bin.
Manchmal trinke ich mehrere Gläser Wein in der Woche, auch wenn ich weiß, dass es ungesund ist und Krebs machen kann. Aber hey, das ist nichts gegen meine Brustimplantate. Meine Brüste! Die schon immer keinem Schönheitsideal entsprochen haben und eine meiner Tanten mir 1983 prophezeit hat, dass sie hängen werden. Und sie hingen tief. Heute möchte ich das Silikon loswerden, weil man mir im Internet überall sagt, wie schlecht es für mich ist. Außerdem wird man für Schönheits-OPs verurteilt und ich möchte doch so gern ein liebes Mädchen sein, das es allen Recht macht.
Das werde ich nie sein, es ist ok, ich weiß, dass es ok ist. Manchmal suche ich immer noch Heimat in mir. Manchmal ziehe ich innerlich um, so wie ich es als Kind gewohnt war. Ich führe meine Dämonen jeden Morgen spazieren. Ich atme sehr oft und sehr tief, wenn ein Gefühl kommt, das aus mir keinen guten Menschen macht. Ich übe Kundaliniyoga und hoffe, meine Themen transformieren zu können.
Liebe, die Freude aller Freuden
Ich versuche nicht mehr, makellos und vollkommen zu sein.
Ich weiß. Es wird immer irgendjemanden geben, dem du nicht gefällst. Du wirst immer etwas falsch machen in den Augen anderer. Du wirst dich selbst verurteilen, Gefühle fühlen, die du nicht fühlen willst.
Ich hole mir Kraft aus Pflanzen, Progesteron und Östradiol, ich mache Sport und ich mache ein Ernährungscoaching. Ich zeige Menschen Grenzen auf und setze meine eigenen Standards.
Manchmal habe ich zu viel männliche Energie in mir. Ich bin eine Frau, bitte lasst mich eine sein.
Und ich liebe. Ich liebe so sehr, dass ich manchmal weinen muss, weil es so schön ist.
Oh, Liebe. Die Freude aller Freuden! Mein Ding ist es, von guten Menschen gut geliebt zu werden und sie gut zu lieben.
Ich weiß, dass alles, was passiert, richtig ist. Ich habe immer Vertrauen. Und meinen Atem.
Shine Now in LOVE,
Doro
Liebe Doro,
erst einmal vielen Dank für den Text. Immer wieder weiß ich, warum ich schon von Anfang an bei dir kleben geblieben bin. Ich habe nicht gewusst, dass so eine ähnliche Kindheit gehabt haben. Es tut mir leid, was uns angetan wurde – auch von unseren Müttern. Die es natürlich nie böse gemeint haben aber uns dennoch diese Lebensumstände zugemutet haben. Die uns für immer prägen – aber auch das aus uns gemacht haben, was wir heute sind. Obwohl es oft sehr anstrengend ist.
Das hoffnungsfrohe jedoch ist, das ich mit jedem Lebensjahr mehr – mir viel mehr verzeihe – mich innerlich viel freier fühle. Ab ungefähr 50 Jahre (werde Ende des Monates 53) kam noch mal eine größere Änderung, die noch nicht abgeschlossen ist, wenn das überhaupt mal der Fall sein wird… Dennoch verzeihe ich mir mehr, erlaube mir mehr, zucke oft einfach nur mit den Achseln (auch innerlich) und versuche mir endlich selbst eingroßes Stück Torte vom Leben abzuschneiden.
Frauen – Menschen, die mir vormachen wollen, dass alles perfekt ist in ihrem Leben sind mir suspekt.
Mein Leben lang wollte ich ein ganz anderes Leben führen als meine Eltern. Es ist mir gelungen aber es hat sehr viel Kraft gekostet – das Alter und auch die Wechseljahre helfen mir dabei die Zügel zu lockern und dennoch weiter, entspannter meinen Weg zu gehen. Die längste Strecke habe ich ja eh schon hinter mir… Ja, die Wechseljahre sind nicht schön – aber sie nehmen mir den Filter – ich sehe vieles klarer – Menschen, das Leben, mich… Es ist auch eine Art Metamorphose – oder wie in den Film Matrix mit dem tollen Keanu Reeves.
Ich drücke dich – alles andere hast du schon! 💋
Was für ein unfassbar schöner, tiefsinniger, leidenschaftlicher, mutiger und toller Post! Danke danke danke. Shine forever Doro!
Ach Doro….♥️…wie schön, dass wir alle auch einfach mal „nur“ Menschen sind! Wir ticken nicht täglich gleich und das ist doch auch auch gut so. Du bist klasse! 💐
Liebe Doro! Ich bin berührt von deinem Artikel. Und erkenne mich teilweise so sehr darin. Erst gestern kam das Xbyx Energie Paket und ich (50) hatte einen Sch…Tag. Mich halten alle, die mir nicht so nahe stehen und mich nicht gut kennen, für lieb, herzlich und … so jung aussehend. Aber das bin ich nur manchmal in echt.
Herzliche Grüße und Danke,
Heike
Oh mein Gott!! Was für ein mega geiler Text. Vielen lieben Dank dafür, dass du so offen über dich erzählst. Ich glaube Viele werden sich darin wieder erkennen. Ich auf jeden Fall. MeGa!!
Oh, diese innere Unaufgeräumtheit. Die schwarzen Flecken auf der Seele. Ich wollte ein Buch lesen, um mit den Erfahrungen mit meiner Mutter abzuschließen. Ich kann es aber nicht, weil ich Angst vor dem habe, was ich dann in mir entdecken könnte.
Danke für den Text.
Autor
Liebe Anka,
ja, oft ist es besser, wenn man es in einer Therapie macht, weil das Erlebte zu hart sein könnte. Ich wünsche dir alles Gute und Liebe!