Irgendwann kommt der Tag, an dem ich mich mit dem Gedanken an den Winter anfreunde. Den genauen Tag, wann die Freude für die kalte Jahreszeit sich bemerkbar macht, kann ich euch auch dieses Jahr nicht genau benennen. Irgendwann leuchten bunte Blätter von den Bäumen, ich höre auf, meine Haare offen zu tragen (außer für Blogposts), weil die Luftfeuchtigkeit jeder Friseur innerhalb von Minuten ein Eigenleben verleiht und irgendwann kommt sogar der Tag, an dem ich Strumpfhosen kaufe. Wenn ich gegen Jahresende anfange Strumpfhosen zu tragen und schön zu finden, wünsche ich schon mal, dass ich das eine oder andere Sommerkleid im Winter tragen könnte.

Jedes Jahr packe ich meine Sommersachen mit einem wehwütigen Seufzer auf den Speicher, denn ich liebe meine Kleider sehr und wünsche mir oft, dass ich sie das ganze Jahr über tragen könnte. Als ich vor mehreren Wochen meine Sommersachen auf den Speicher gebracht und meine Wintersachen geholt habe fiel mir auf, dass es dieses Jahr nur eine Kiste voller Kleidung war, die ich austauschte. Ok, meine Jacken habe ich nicht mitgezählt. Aber es war eine subtile Veränderung spürbar, denn sonst waren es auch schon mal drei Kisten. Was ist passiert? Habe ich weniger Kleidung?
Vor einiger Zeit fing ich an, mir eine Kapsel Garderobe aufzubauen. Was nicht einfach war, denn ich stellte schnell fest, dass ich mehrere Kapseln benötige. Ich bin ein kreativer Mensch und so kleide ich mich auch. Mein Stil ist modern – klassisch. Gepaart mit einer kleinen Lässigkeit (also etwas, was man auch “men repelling” nennen könnte), so mag ich es gerne. Eine einzige Kapsel funktioniert bei mir nicht so gut, ich kann dann zwar alles untereinander kombinieren, aber ich fange schnell an, mich zu langweilen.




Also weg mit dem Gedanken an eine Capsule Wardrobe, aber auch ein dickes Danke an diese Idee, weil ich viel dadurch gelernt habe. Ich shoppe anders als vor einigen Jahren. Es gibt keine Teile mehr, die ich nur selten oder zu besonderen Anlässen anziehe. Was toll ist, denn Kleidung will geliebt und getragen werden, sonst wird sie aus Gram… unmodern. J
How to: Sommerkleid im Winter tragen
Es gibt Menschen die behaupten, dass Kleidung von Zara oder H&M von schlechter Qualität ist und man sie nur eine Saison tragen kann. Ich habe Klamotten, die so alt sind, dass ich gar nicht mehr sagen kann wie alt. Von Zara. Und von H&M. Wenn man selber auf die Qualität achtet, dann wird das was. Wenn man statt einem billigen Mantel aus – ja woraus eigentlich? – einen mit einem hohen Wollanteil oder Kaschmirmix wählt, wird man damit lange glücklich. Natürlich würden wir alle gern junge Designer unterstützen und nachhaltig hergestellte Kleidung kaufen, aber diese Kleidung hat ihren Preis. Den einfach nicht jeder hinblättern kann. Der Trend auf die Herkunft der Kleidung zu achten ist ein sehr guter Trend. Aber der Trend, weniger zu kaufen, ein noch besserer.
Trage was du kaufst, liebe was du trägst
Wenn man ein Kleid kauft, welches man das ganze Jahr über tragen kann, ist das ein smarter Kauf. Gut für uns, dass die aktuelle Mode das “erlaubt”, denn nichts ist momentan schicker, als ein luftiges Stück Stoff – sogar gerne aus Seide oder Seidenmix – welches man unter dicken Pullovern, oversized Blazern und langen Mänteln tragen kann. Ein Sommerkleid im Winter tragen? Wenn wir es wollen, kriegen wir das alle hin. Vor 20 Jahren ging das noch nicht so gut, ein sommerliches Kleid und ein dicker Pullover, womöglich noch im Büro getragen? Man wäre sowas wie ein Trendsetter gewesen, aber die haben es nicht immer leicht.


Ich weiß noch, als Luke vor 6 Jahren in Trainingshose und Turnschuhen zur Schule ging und einfach von zu vielen Kindern an diesem Tag ausgelacht wurde. Er kam heim, zog die Sachen augenblicklich aus und wollte sie nie wieder anziehen. Heute läuft die Mehrheit der jungen Leute so rum, aber vor 6 Jahren zogen eher nur ungewollt mutige und/ oder kreative Kinder Turnschuhe zu einer Jogginghose in der Schule an. Mein Mann kam als Kind mit Vans und Rucksack in die Schule und wurde ebenfalls ausgelacht: “Ein Rucksack! Gehst du wandern?” Damals trug man Rucksäcke nicht so selbstverständlich wie heute. Aber ich schweife ab.
Wie shoppe ich smart?
Smartes Shoppen bedeutet für mich, dass ich:
- auf die Qualität achte
- Sachen kaufe, die ich so sehr haben möchte, dass ich auch
vielmehr Geld dafür zahlen würde - Sachen kaufe, die zu den anderen Teilen im Kleiderschrank passen und sie ergänzen. Mein Mann lachte früher immer, wenn ich im Geschäft ein Kleidungsstück in der Hand hielt und sagte: “Wow! Tolles Kleid! Aber welche Jacke/ Schuhe… ziehe ich dazu an? Ok. Ich will das Kleid doch nicht.” Dabei ist diese Frage genial, denn wenn ich ein Kleid kaufe, zu dem ich keine passenden Schuhe habe, kann ich es auch genauso gut im Laden lassen, denn ich werde es nie tragen. Und das arme Teil wird sich ungeliebt fühlen und aus Gram – wie gesagt – unmodern werden.
- Sachen kaufe, die ich auch zu einem Date tragen würde. Oder Sachen kaufe, die ich auf der Königsallee beim Shoppen tragen könnte und mich darin gut fühlen würde. Auch bei Chanel. Wie gut würdest du dich in einem Pullover aus Acryl bei Chanel fühlen? Mein Chanel ist übrigens COS. Ich kaufe nur noch Sachen, die ich bei COS tragen würde. Oder bei Celine, Celine in Soho, New York, ist der ultimative Test. Finde also dein COS/ Celine, sonst verlasse dich auf Chanel. Auf Chanel ist eben immer Verlass.
- Sachen kaufe, die ich sofort anziehen möchte. Spätestens am nächsten Tag trage ich das Teil. Wenn es 1 Woche im Schrank hängt: Bringe ich es zurück.
- Sachen kaufe, die ich das ganze Jahr über tragen kann. Also wie das Kleid aus dem heutigen Post. Geht natürlich nicht immer, aber ihr versteht bestimmt, was ich sagen will.
- Sachen kaufe, die multifunktional sind und die ich genauso gut zum Sonntag´s Brunch, zu einer Party, in Büro, beim Einkaufen im Supermarkt oder beim Spaziergang im Park
und bei COS! anziehen kann
Beim WENZfriends Day 2019 verliebte ich mich in ein Kleid. Es ist gestreift und hat einen Plissee-Rock. Ich dachte, dass es ein traumhaftes Kleid für den Frühling/ Sommer wäre und kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gedacht, hatte ich eine Vision. Ich sah mich darin bei COS. In dieser Vision trug das Kleid von WENZ, einen dicken, grauen Pullover, einen dunkelblauen Mantel und Stiefel. Das Kleid besitzt eine Eigenschaft, die es zu einem smarten Kleid macht: die Farbe und Beschaffenheit. Ok, das sind zwei Eigenschaften. Die Farben sind – bis auf das Gelb, aber selbst bei COS findet man gelbe Kleider – neutral und passen zu allen anderen neutralen Farben. Der Stoff, aus dem das Kleid gemacht ist, passt immer. Es ist kein rein sommerliches Kleid, es ist ein smartes Kleid.
Ich wollte das Kleid direkt anziehen. In meinem Kopf hatte ich auf Anhieb mehrere Outfits zusammengestellt:
- Im Frühling würde ich meine orangenen Sandalen anziehen, meinen Trenchcoat überwerfen und auf dem Markt einkaufen gehen
- Wenn der Sommer kommt, spricht das Kleid von WENZ für sich. Sei es im Café, im Urlaub, tagsüber, abends, in Noordwijk, Biarritz oder in Rom. Und bei COS.
- Im Herbst (ich finde, dass es eigentlich ein Herbstkleid ist) wird es jede Jacke rocken, Turnschuhe aber am liebsten weiße Stiefeletten
- Und zu guter Letzt im Winter, passt es zu Strick, langen Mänteln, klassischen Jacken und Stiefeln

You see, smart geshoppt. Ein Sommerkleid im Winter tragen fluppt dann von alleine. Das Kleid ist übrigens der Gewinner aus diesem Post, in dem ihr für eins von drei Outfits von WENZ voten konntet. Ok, den 100 € Gutschein hat jemand anderes gewonnen, aber das Kleid wird getragen und freut sich bestimmt genauso darüber, wie die Gewinnerin über ihren Gutschein!
Shine now and wear what you shop,
Doro