Vor ein paar Tagen kochten mein Mann und ich gemeinsam in unserer für zwei Personen viel zu kleinen Küche. Wir standen uns immer wieder im Weg und ich war so kurz davor eine Flasche Wein aufzumachen und einen großen Schluck zu trinken, so sehr nervte mich die Situation.
Er merkte, dass ich immer ungeduldiger wurde, schaute mich ruhig an, eine Garnele in der Hand und sagte:
„Manchmal wünschte ich, jemand anders müsste es mal eine Woche lang mit dir aushalten.“
Wir lachten und neckten uns, aber ich dachte über den Satz nach. Ich trank lieber keinen Wein an diesem Abend, dann neige ich nämlich schon mal dazu, viel dummes Zeug zu reden.

Mann. Bin ich so schlimm? Das hört sich nämlich so an.
Aber war ich schon immer so? Oder ist es ein natürlicher Prozess, dass man sich nervt, wenn man 15 Jahre zusammen ist und Kinder bekommen hat? Ich meine, wie ist es bei euch? Oder bin ich die EINZIGE hier, die vom Ehemann schon mal genervt ist und er von mir?
Die Schmetterlinge im Bauch und die rosa Brille plus Hormone… sind dem Alltag gewichen. Es ist schon lange nichts Besonderes mehr, nebeneinander aufzuwachen. Eher umgekehrt! Was freue ich mich, wenn ich aufwache und niemand ist da… das hört sich übrigens schlimmer an, als es it.
Natürlich ist es normal, dass ich für meinen Mann koche. Und er mir jede Woche 7 Bananen und eine Tüte M&M´s besorgt. Und diese Pralinen mit dem Namen “Ti Amo”, Cognac in dunkler Schokolade, danke sehr dafür. Dafür wasche ich auch seine Socken und er meine. Und natürlich schlafen wir jeden Abend nebeneinander ein. Und bevor wir das tun, nein, nicht das, was ihr denkt reden wir manchmal bis weit nach Mitternacht und haben uns immer noch was zu sagen. Ich bin danach zwar immer total aufgedreht, er dagegen schläft innerhalb von Sekunden ein. Das ist übrigens so ein Moment, in dem er mich nervt, denn er atmet nach dem Einschlafen eine Stunde lang mega laut und ich liege da und trete ihm sanft gegen sein Schienbein, bis es mir zu blöd wird und ich mir Ohropax in die Ohren stecke. Oder Sachen sage wie:
“Hör auf zu atmen, das nervt!”
Wir haben uns eben aneinander gewöhnt.
Vor über 18 Jahren saß ich in meinem kleinen Kölner City-Appartement und wünschte mir nichts mehr, als dass es mit uns klappt. Ich war so in ihn verliebt, wie man eben in einen Menschen verliebt ist, den man kaum kennt: Ohne wenn und aber. Ich musste dümmlich lächeln, wenn ich daran dachte, dass die Möglichkeit bestand, bald täglich neben ihm aufzuwachen. Diese romantische Vorstellung von Liebe finde ich heute ziemlich daneben und ein bisschen igitt.
Manchmal kommt er früher von der Arbeit und ich möchte – wie in einem Loriot Film – rufen:
„Was machst DU denn hier?“
„Ich wohne hier!“
„Aber doch nicht um diese Zeit!
Ja, I know, Loriot trifft immer den Nagel auf den Kopf. Es gibt Momente, da möchte ich meinen Mann zum Mond schiessen, aber dann macht er einfach so meine AirPods sauber (weil er es ekelig findet, dass da Make-up oder Spuren von Rouge dran sind) und ich muss doch wieder so dümmlich grinsen. Das Gefühl ist nämlich ähnlich der romantische Sülze von vor 18 Jahren, nur viel besser. Ich muss mich nicht verstellen, ja meine AirPods sind schon mal dreckig und es ist mir auch gar nicht peinlich. Und er mag mich trotzdem.
Manchmal weckt mich mein Mann ganz früh morgens auf und nein, wieder nicht das, was ihr denkt überredet mich dazu, mit ihm laufen zu gehen. Ich hate ihn ein bisschen dafür, denn ich bin kein Frühaufsteher. Wenn ich aber liegen bleibe, dann wird nur er der Stille im Wald lauschen und vielleicht den Sonnenaufgang über den Bäumen sehen. Also zwänge ich mich aus dem Bett. Und fühle mich nach der Laufrunde wie die Queen of fucking everything und liebe ihn wieder sehr dafür, dass er keine Angst vor meiner Laune am frühen Morgen hat.
Wie wir es manchmal schaffen, uns nicht wie Pitt und Jolie in Mr. & Mrs. Smith killen zu wollen, weiß ich nicht. Das Dolle am Leben ist: es gibt keine Generalprobe.
Auch wenn unser Alltag schon mal von dem Emoticon mit den nach oben rollenden Augen bestimmt wird, wir killen uns nicht.
Und wir sind nicht gemein zueinander, auch wenn der Spruch von meinem Mann in der Küche jetzt nicht so super nett war. Er war ehrlich und das ist gut.
Heute ist mir glaube ich klar geworden, was mein Mann mit dem Spruch sagen wollte. Er ist der Mann, der mir und meinen Launen gewachsen ist. Wäre das ein romantischer Post, würde ich sagen, dass er für mich The One ist. Und ich für ihn auch. Aber igitt.
Liebe und The One hin oder her, eigentlich wollen wir alle doch nur eins: eine gute Zeit haben. Liebe ist freiwillig. Und so lange sie gute Emotionen hervorbringt, ist sie diese Art von Liebe, die wirklich zählt.
Shine now und danke an alle, die es mit mir aushalten,
Doro
Oh Doro – aushalten? – was würden wir nur ohne Dich tun?
Ich könnte nie mehr so bejahend schmunzeln
Autor
Hahaha danke (ist doch ein Kompliment, oder?)
Love,
Doro
Natürlich!
Liebste Doro,
Wenn du vorher nicht dümmlich grinst, wäscht du hinterher keine Socken. Denn würden wir mit Socken waschen und laut Atmen anfangen, dann blieben unsere AirPods schmutzig… und wir nicht zusammen. Ich finde, das wirklich g**** an einer Beziehung ist genau das Normale. Denn das ist das wahre Leben. Wer will schon jeden Tag gestylt auf einem Schimmel reiten. Man braucht länger, um das zu verstehen. Aber wenn man es kapiert hat, dann hat man es geschafft.
Love is best, when it shines inside you und deshalb: ein sehr schöner und igitt romantischer Text.
Darum haben wir getrennte Schlafzimmer😂😂 weil mein Mann komisch atmet und mich das nervt und er schnarcht. Und darum geht es bei uns auch relativ harmonisch zu. 😂😂😂 Ich sage meinem Mann auch immer , er soll ja nicht unangemeldet vor der Tür stehen , es könnte sein, dass ich dann mit dem Briefträger zugange bin😂😂😂
LG Petra
Haha. Das mit dem schlafen und zu laut atmen kenne ich. Trete ihn dann auch ständig und wenn er da durch dann kurz wach wird “Hör auf zu atmen das nervt!” 😂😂 Leider zieh ich den kürzeren un stecke mir auch Ohropax rein. 🤭
Autor
Haha überall das Gleiche 😂
Liebe Doro,
bist du der Spion in unserer Küche?
Danke für all deine zutreffenden Gedanken.
Manuela
Autor
He he, aber gern!
😄 Das kommt mir alles sehr sehr bekannt vor. Vor allem das mit dem Atmen und zu früh nach Hause kommen. Wir sind auch 18 Jahre verheiratet und es ist nicht immer alles rosarot, allerdings schweißt die Zeit zusammen und es gibt auch schöne Momente…….. außerdem…. mit einen anderen Mann wird es auch nicht besser 😄…… kennste Einen, kennste Alle
Autor
Hahaha, ich würde meinen gegen keinen anderen Mann der Welt eintauschen wollen. Das was ich beschrieben habe sind ja Kleinigkeiten aus dem Alltag. Er ist – obwohl er atmet und manchmal früh nach Hause kommt – der beste Mann für mich. Der EINE eben ( igitt 😂, aber so, jetzt ist es raus).
Liebe Grüße!
Tja, das kommt mir auch sehr bekannt vor – auch das mit dem lauten Atmen. Ich bin allerdings von der anderen Fraktion, und das laute Atmen ist die Domäne meiner Frau 🙂
Ansonsten schöner Beitrag. So ist das einfach im Leben, der Alltag holt uns alle irgendwann ein. Aber schön zu wissen, dass es da eine(n) gibt, mit dem man die Höhen und Tiefen teilen kann… 🙂
Das ist ein wirklich toller Post. Ich musste sehr oft schmunzeln 😊
Liebe Grüße Paula (die im Dümmlich-grinsen-ersten-Ehejahr ist)