Warum mich ein Mann, ein Haus und ein Wakeboard nicht glücklich macht

Gestern war ich mit meinem Mann und seinen Arbeitskollegen Wakeboarden. Wir haben eine eigene Bahn für zwei Stunden gemietet und hatte eine Menge Spaß.

Meine Freundin hat meine Instastories und mich beim Wakeboarden gesehen, sie lobte mich, es fielen viele “Wow´s!” und “Mega Doro´s” und sie sagte, ich müsste vor Stolz auf mich selber platzen. Und ich fragte mich, ob ich das tat.

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Also klar, ich bin stolz auf mich, ich kann eine Sportart, die nicht Jedermanns Sache und nicht einfach ist. Ich habe lange geübt und zwar so lange, dass ich irgendwann mit mir selber kämpfte. Hätte ich es versucht, festgestellt, dass es mir nicht liegt und hätte aufgegeben, wäre es ok gewesen. Aber ich übte schon viele Tage (vielleicht waren es auch Wochen?) und aufgeben war irgendwann keine Option mehr. Ich wollte es können, ich dachte – wußte -, so eine Sportart zu beherrschen, bedeutet Glück. Dauerhaftes Wakeboardglück.

Wenn ich erst… dann platze ich vor Glück

Ich hatte mich festgebissen. Das kann ich gut. Erst werde ich trotzig und dann gibt es nichts mehr, was mich halten kann, dann bin ich stärker als mein eigener Geist. Ich weiß nicht mehr, wie viel Wasser ich geschluckt habe und wie oft ich auf mein Gesicht geknallt bin. Und Wasser ist übrigens ungefähr genauso hart wie eine Wand, wenn du aus dem Stand auf dein Gesicht fällst.

Zwischen auf-dem-Wakeboard-stehen und wieder-an-Land-schwimmen stillte ich Luke, der gerade einige Monate alt war. Manchmal regnete es, ich zitterte vor Kälte und wollte jedes Mal heulen, wenn ich es wieder mal nicht geschafft habe, um eine Kurve zu kommen (ich tat es auch, also weinen, wegen den doofen Kurven/ ich übte an einer Wasserskianlage und da fährt man im Kreis, also gibt es Kurven und die sind tricky).

Ich übte länger als alle, die ich kenne, Wakeboarden ist kein Sport, der mir im Blut liegt. Vielmehr war ich da völlig talentfrei. Yoga liegt mir, ja Yoga kann ich. Atmen kann ich auch super. Nur Wakeboarden ist nie mein Ding gewesen.

Aber jedes Mal, wenn mir die Tränen kamen, weil ich wieder den Start nicht geschafft habe, hatte ich ein Bild von mir im Kopf. Wie ich Runde um Runde um den See fuhr, wie ich um jede Kurve kam, wie ich halbe (180 Grad) und ganze (360 Grad) Drehungen machte und mich nichts mehr so einfach vom Brett kriegte. Ich manifestierte, ich sah mich völlig klar. Ich sah, wie glücklich ich war.

Auf der Suche nach Glück wirst du viele Nieten finden

Und heute? Ein Freund meines Mannes lachte mal über mich und fragte, ob ich beim Dry-Hair-Contest mitmachen würde, denn ich bekomme beim Wakeboarden keine nassen Haare mehr. Ich fahre meine Runden, so wie ich es mir immer ausgemalt habe. Und die trockenen Haare behalte ich mir als Ausgleich zu all den nassen Haaren in meinen Wakeboard-Anfängen.

Also ja, ich bin sehr stolz auf mich. Wow, Doro, mega. Macht es mich aber glücklicher, das ich diesen Sport kann? So, wie ich es mir damals vorgestellt hatte, als ich es nicht konnte? Ufff, ihr kennt die Antwort.

Früher, als ich eine doofe Beziehung zu einem Mann hatte dachte ich, dass ich mit einem anständigen Mann an meiner Seite endlich glücklich sein würde.

Als ich in einer kleinen Wohnung lebte dachte ich, dass ich in einer größeren glücklicher wäre. Und in einem Haus erst! Nicht vorstellbar, dieses Glück.

Wenn ich die schönsten Urlaube machen könnte und meine Sommer nicht im Freibad verbringen müsste, ja, das würde mich so verdammt glücklich machen.

Wenn die Kilos zu viel endlich weg wären, ja, das würde mich so glücklich machen, dann wäre ich eine andere.

Bin ich glücklicher, weil ich schlank bin, lange Haare habe, einen Mann, zwei Kinder und ein Haus? Und das ultimative Argument: WEIL ICH WAKEBOARDEN KANN?

Ihr könnt es euch denken. Glück findet man nicht im Außen.

Als ich klein war, dachte meine Mutter, sie hätte die große Liebe = Glück gefunden. Sie packte mich und zwei Koffer in ein Auto, in dem schon zwei andere Menschen saßen und fuhr mit mir in den Westen. Meine Mutter flüchtete aus Polen, wo es wenig gab und wo sie die Liebe nicht finden konnte. Sie dachte, sie hätte sie in Deutschland gefunden, jetzt würde alles gut werden.

Könnt ihr es euch denken? Der Mann zu dem sie fuhr, nun, mit dem hatte sie die gleichen Probleme wie mit den Männern davor. Der Westen war bunter, aber sonst war alles gleich. Der Westen machte sie nicht glücklicher und auch nicht der neue Mann. Sie verließ ihn und lernte, mit sich selbst glücklich zu sein.

Ich sage nicht, dass du bei einem Partner bleiben sollst, der eindeutig nicht dein Mann ist. Wenn du umziehen willst, dann zieh um. Wenn du abnehmen willst, dann sei diszipliniert. Disziplin ist wie halbes Glück. Lerne doch auch mal, auf einem Wakeboard zu stehen. Mache alles, wie du es willst. Wissend, dass es dich nicht innerlich glücklicher machen wird, nicht dauerhaft (das gilt nicht für Schuhe, Schuhe machen nachweislich immer glücklich).

Disziplin macht dich stolz. Du machst dich glücklich.

Dicke Haare, schlanke Beine und ein faltenfreies Gesicht werden dich zufriedenstellen, kurz. Wenn du dich nicht liebst, erst neue Haare und später Botox sei Dank keine Falten mehr hast, wirst du ein anderes Körperteil finden, das du nicht magst. Neue Haare und eine unsichtbare Zornesfalte werden nicht für mehr Selbstliebe sorgen. Unglaublich, aber ist so.

Auch ein neuer Partner wird keinen Einfluss auf eine verkümmerte Selbstliebe haben. Auch wenn du 2 Stunden durchgehend Wakeboard fährst, es wird nicht dabei helfen, dass du verstehst, dass du auch ohne wundervoll du bist. Und gut genug. Damit bin ich so streng, wie damals mit dem blöden Wakeboard.

Disziplin im Geist, ja, das ist für mich 100% Glück.

Shine now and find happiness within,

Doro

8 Kommentare

  1. Gaby Berglehner
    18. August 2019 / 6:38 pm

    Das ist ein ganz wunderbarer post , liebevoll und klar und mit der Weisheit die Menschen haben die nicht mehr 22 Jahre alt sind ❣️ Sehr empfehlenswert ! 🙏

    • Dorota
      Autor
      18. August 2019 / 6:41 pm

      Danke liebe Gaby, freue mich, dass du mich verstehst. Manchmal habe ich das Gefühl, Gulasch zu schreiben ♥️ Liebe Grüße!

  2. Claudia
    18. August 2019 / 9:16 pm

    Doroooooo – Applaus applaus applaus – (aus der Muppets Show ….)
    Ich liebe diesen Beitrag wieder einmal
    Es steckt die ganze Wahrheit drin! Danke liebe Doro 🙂
    Jenau so isset!
    grüße und einen schönen Sonntag Abend – die Claudi

  3. Ela
    19. August 2019 / 10:02 am

    Liebe Doro,

    fantastisch… Und so wahr… Keine Bange: du schreibst kein Gulasch! Das sind genau die Dinge, die uns Frauen irgendwann klar werden! Und noch eine Ansicht teile ich mit Dir: SCHUHE MACHEN GLÜCKLICH !!!!!!

    GLG und einen schönen Start in die Woche!
    Ela

  4. 19. August 2019 / 11:57 am

    Hallo Doro,
    sehr treffend beschrieben.
    Denn Beuatymomente bleiben nun mal Momente. Vergehen, verblassen und sind nur eine kurze Zeit von Dauer. Eine gesunde Lebenseinstellung zu sich selber umso lebensnotwendig 🙂
    Ganz liebe Grüße, Karoline

  5. Susanne Hamann
    28. August 2019 / 6:17 am

    Liebe Doro,
    du bringst es auf den Punkt.
    Ich freue mich auf deine nächsten Beiträge!!!
    Herzliche Grüße aus Hamburg
    Susanne

  6. Bettina
    13. Juni 2020 / 7:12 pm

    So wahr: ich bin am Weg zur Selbstliebe. Was ist bei uns/mir passiert, dass es so schwer ist und ich/wir die Aufmerksamkeit von den anderen immer so brauche/n. Ich spreche natürlich nur von mir.
    Ich lese weiter und hoffe, … ich habe ich den Mut dir bald ganz persönlich zu schreiben. Sogar dabei denke ich mir, ich will nicht zu aufdringlich sein und doch wäre ich dankbar – aufrichtig zu sprechen. Das Interview mit Beatrice hat mich auch besonders berührt, wie du ehrlich über diesen zweiten Frühling gesprochen hast. Es fühlt sich bei mir genau so an. Ich konnte mit keiner Ärztin/Freundin darüber ehrlich und ganz klar sprechen. Die glauben ich bin Wohlstands Verwöhnt und verwahrlost. Großartig dein Mut!!! Danke ich lese im Stillen aufmerksam und wertschätzend mit,
    Bettina

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