Heute wurde ich von Sonnenstrahlen geweckt, wie die letzten Tage auch schon. Liegenbleiben ist dann für mich keine Option, auch wenn es erst kurz vor acht ist und ich erst nach Mitternacht im Bett war. Also koche ich mir einen Espresso und lege mich an den Pool, der zu unserem Haus hier in Seignosse gehört. Ja, ich bin mit meinen drei Jungs im Urlaub. In Frankreich, am Atlantik. Die langjährige Leserin weiß, hier waren wir schon öfter.

Nach einer sehr langen Autofahrt voller Staus kamen wir endlich in unserem gemieteten Haus an. Oh Freude! Ein riesiger Pool erwartete uns. Noch nie hatten wir im Sommerurlaub einen Pool nur für uns! Die hübsche Besitzerin zeigte uns kurz das Haus und verabschiedete sich. Bonnes vacances! Merci Madame!
Kaum war sie abgefahren, sprangen wir alle in den besagten Pool und saugten die ersten Summer Vibes auf. Dann mussten wir auch schon wieder los. Dieses Mal fuhr ich nämlich mit 4 Jungs in den Urlaub, drei davon waren meine, der Vierte kam mit dem Zug in Bayonne an und war Luke´s Freund. Er heißt Lukas und wird Luki genannt. Wie mein Luke, der auch Luki genannt wird. Wenn ich jetzt Luki rufe, antworten beide. Das hat was und spart total Zeit!
L´été
Summer Vibes gab es auch in Bayonne. Die Luft war warm und duftete, gegenüber von dem kleinen Bahnhof tanzten Frauen meines Alters in leichten Kleidchen mit ihren Männern zu Musik, die ich nicht mehr benennen kann. Schön war sie und klang nach Sommer und so schaute ich begeistert aus dem offenen Autofenster zu, während wir an ihnen vorbeifuhren. Ich möchte auch im Sommer in einem Kleid in Bayonne auf der Straße tanzen, während mir andere Menschen glücklich lächelnd zusehen! Das kommt auf meine Bucket List.
Le diner
Wir besorgten französische Burger und Fritten für Lian, Luki und Luki, die auf der Rückbank des Autos lachten, setzten sie am Pool unseres Sommerhäuschens ab und fuhren an den Strand. Wir bestellten Muscheln in der Beach Bar Lou Cabana und sahen unseren ersten Sonnenuntergang. Ich beobachtete die Franzosen, wie sie rauchten, Wein tranken und lachten und ließ mich von ihrer Leichtigkeit anstecken. Dann bestellte ich ein Glas Wein und dann noch eins und dachte an diesem Abend nicht darüber nach, was Alkohol ist (die leichten Summer Vibes will ich jetzt nicht verjagen, wenn du wissen willst, was ich über Alkohol denke, dann lese diesen Post).



Ich dachte: “Lass los, Doro” und ich ließ los. Genau da, am Strand von Hossegor. Nicht beim Yoga oder in der Meditation. Am Strand beim Sonnenuntergang dachte ich über nichts mehr nach, ich fühlte. Ich saß mit dem Mann meines Herzens am Strand und trank Wein. Und ich war schrecklich glücklich, weil ich das Loslassen nicht verlernt hatte.
La maison est sale
Wieder am Pool im Haus wurden wir mit den Worten begrüßt: Hier ist es aber ganz schön dreckig. Alles, was ich losgelassen hatte, kam mit einem Bäms zurück. So schnell kann Leichtigkeit verschwinden, zack, weg. WIE MEINST DU DAS, ES IST DRECKIG?
Ich schaute nach. Schaute überall. Und ich sah es auch. Staub. Spinnen. Spinnweben. Fleckige Bettwäsche, die muffig roch, Berge von Staub im Kleiderschrank, an jeder Nachttischlampe und dem Ledersofa im Wohnzimmer. Staub auf allen Betten, in allen Ecken. Außer am Pool, aber am Pool wollten wir dann doch nicht schlafen. Mein Luki zog nach 5 Minuten in seinem Bett in das Bett von seinem Luki: Alter, da sind so viele Spinnen, da schlafe ich nicht, rutsch mal.
Da wir fast alle ein bisschen Psycho sind, haben wir unsere Kopfkissen in den Urlaub mitgenommen, was für ein Glück. Auf dieses fremde, muffige Kopfkissen wollte ich meinen Kopf nicht ablegen. Ich schlief nicht gut und stand sehr früh auf. Ich hatte eine Mission: der große Supermarkt Leclerc und die Abteilung für Putzmittel.
Nettoyage
Wir schrubbten den ganzen Sonntag und ich hörte erst auf, den Boden zu schrubben, als das Wasser nicht mehr schwarz wurde. Mein Mann entfernte alle Schubladen aus dem Kleiderschrank, um die Berge von Staub auszuwischen, die sich links und rechts auf den Auszügen türmten. Die Spülmaschine lief mehrmals und auch die Waschmaschine. Ihr könnt und wollt es euch nicht vorstellen. Stellt euch nur vor, wie glücklich ich war, als das Haus duftete und alle Spinnen ausgezogen waren.
Abends rief der Vermittler mich an, über den wir das Haus und auch die Häuser der letzten Jahre gebucht haben. Ich hatte ihm Videos vom Zustand des Hauses geschickt und er war wie geschockt. “Ich vermiete das Haus seit 9 Jahren und es war immer eins meiner beliebtesten Häuser!”
Was war passiert?
Ambiance
Das Gegenteil von Liebe war passiert. Monsieur hat Madame verlassen. Die freundliche Besitzerin, die uns so warm empfangen hatte. Eine Frau, die mich beim ersten Blick in ihr Gesicht an Garance Doré erinnerte. Eine Französin mit kurzem, lockigen Haar, einem offenen Lachen und einer melodischen Stimme. Die den Namen ihrer Tochter als ihr WLAN Passwort wählte. Die Buddhas sammelte und Windspiele aus Muscheln auf der Veranda aufhing. Ich habe ihr Haus gern sauber gemacht und die muffigen Vibes verabschiedet. Jetzt hoffe ich, wir hinterlassen ihr andere, gute Vibes, mit denen sie ihre Trennung als einen Segen und Neuanfang erkennen kann.
Ich hätte auch ausziehen können, jammern können, mich beschweren können, ihr die Schuld an diesem unschönem Urlaubsanfang geben können. Dafür fehlte mir die Zeit, also nahm ich die Situation selber in die Hand. Ich hoffe, dass Madame es in Zukunft genauso handhaben wird.
Als ich meinen Koffer für den Urlaub packte, sagte mir diese leise Stimme in meinem Kopf, Räucherstäbchen mitzunehmen. Wie meinst du das, Räucherstäbchen? Wozu? Ich packte sie wirklich ein und als ich letzten Sonntag auf das frisch geputzte Haus und die entstaubten Buddhas schaute, zündete ich ein nach Rose Musk duftendes Räucherstäbchen an und war dankbar dafür, dass mein Mann und ich wieder und immer noch ein Team sind und uns in den muffigen Vibes des Hauses nicht zerstritten haben. Wir haben in unserer Ehe schon in sehr vielen Ecken Staub gewischt und geschrubbt, haben wir womöglich auch gelernt, unsere Vibes nicht von außen beeinflussen zu lassen? Vielleicht, dieses Mal, ja.
Das Haus würde ich übriges jederzeit sofort wieder mieten. Auch, wenn Lian die Rollläden in seinem Zimmer seit gestern nicht mehr rauf und runter machen kann, weil… ach, das wollt ihr euch nicht vorstellen.
Shine now voller Summer Vibes,
eure Doro
Ach, Doro,
Ihr habt es genau richtig gemacht- das zeugt von Reife und echter Partnerschaft. Was wäre denn die Alternative gewesen? Streit, schlechte Stimmung und die besondere Zeit des Jahres im Eimer. Klar, es ist eklig, ABER einen Berg erklommen und die Schönheit dahinter erkannt. Lass wieder los und erhol dich. Ihr könnt das.
Allerliebste Grüße
Nicole
Autor
Über diese Alternative haben wir nicht nachgedacht. Intuitiv so gehandelt. Erst später ging uns auf, dass wir Verantwortung übernommen haben. Das finde ich so schön.
Liebste Grüße!
Sending Summer, Doro
….du solltest Romane schreiben !
Ich fühlte gerade alles mit ♥️
Glg Sarah
Autor
Ich glaube das liegt daran, dass ich hier im Urlaub ganz viel lese ☺️ Danke liebe Sarah ♥️
Ich weiß, dass Du solche Kommentare nicht so magst. Aber hey, ich schreibe nicht so oft Leuten, denen ich folge… ich schwärme (oder wundere mich – was auch nicht selten vorkommt) lieber im Stillen.
Aber, ich mache (wie schon häufiger bei Dir) gerne mal eine Ausnahme: Ihr seid einfach toll, liebe Doro! Ich wünsche Euch einen wunderbaren Urlaub – mit vielen schönen Momenten… weißt Du, diese kleinen Schönen, die manchmal ein bisschen brauchen, bis ihre Strahlkraft uns umhaut! Alles Liebe!!!
Autor
Liebe Verena,
ich weiß gar nicht womit ich das verdient habe! Dankeschön!
Liebe Grüße,
Doro
Liebe Doro, ich habe den Post erst jetzt gelesen, weil ich meine eigenen Urlaubs-Vibes genießen durfte…. Und gerade beim Lesen dieses Beitrags sind sie wieder da! Love it!
GLG, Ela
Autor
Awww danke!