Kolumne: und auf einmal bin ich ganz ruhig

Blog-Kolumne - Ruhe - Nowshine Blog über 40

Mehr Ruhe, mehr Selbstvertrauen. An manchen Tagen ist meine Zündschnur relativ kurz, ich lasse mich schnell aus der Fassung bringen. Dabei wäre ich gerne eine, die alles mit Humor meistert und niemals eine Tür knallt. Bin ich aber nicht. Das mit dem Humor klappt immer besser, aber jedes Mal wenn in mir Atombomben hochgehen, stehe ich doch wieder am Anfang.

Von wegen Selbstvertrauen

Ich habe es mit Yoga versucht und ich erlaube mir, älter zu werden. Auch trinke ich immer seltener Alkohol – meine Freundin sagte letztens, als ich nach einem Schluck Wein kurz davor war, vom Stuhl zu kippen “Mann, du bist echt selber Schuld! Du musst öfter was trinken!”/ soweit ist es schon, dass ich zu Alkohol eine Pizza verdrücken muss – aber trotzdem werde ich nicht ruhiger. In meinem Kopf geht es zu, wie in einer Großküche. Und manchmal wird lecker Gulasch serviert, welches sehr lange vor sich hin köchelte. Gedankeneintopf statt Ruhe eben.

Andere Meinungen vs. Kritik. Wobei… ich glaube, das mit der Ruhe kommt. Nur eben schleichend. Aber irgendwie, wie so alles im Leben, nicht wahr? Aber ich freue mich mittlerweile, andere Meinungen zu hören. Allem voran von meiner Familie und Freunden. Ich liebe es fast schon. Ja, doch. Sogar Kritik höre ich mir von ihnen an. Mit so viel mehr Ruhe und Selbstvertrauen, als noch vor einigen Jahren. Na, geht doch.

Manchmal ballern mir auch fremde Menschen, die mich gar nicht kennen, ihre Weltsicht an den Kopf. Als einigermaßen öffentliche Person, muss man damit umgehen können, dass Kritiker und andere Meinungen da sind. Und es ist gut, dass sie da sind. Ich will keine neutralen Texte schreiben, auch wenn ich immer noch ungern anecke. Das tue ich höchstens noch aus Gewohnheit. Von Elisabeth Gilbert bekam ich den Tipp, zu schreiben und es dann loszulassen. Was andere mit meinem geschrieben Wort machen, wie sie meine Posts aufnehmen, wie sie sie sehen und was sie daraus machen: nicht meine Baustelle, da nicht in meiner Macht. Eigentlich ein geiler Tipp, aber manchmal ja doch schwerer als gedacht. Versucht es mal, Mann, dafür muss man echt Eier haben. Aber die Eier wachsen mit der Zeit.

Ruhe und Selbstvertrauen wächst auch.

Letztens bekam ich eine Mail, in der eine Firma schrieb: “Du hilfst auf deinem Blog älteren Frauen, jünger auszusehen…”. Ich schluckte. So sieht man mich? Uns? Ich möchte nicht jünger aussehen und auch niemandem dabei “helfen” (OMG). Ich möchte gepflegt aussehen. Mich zurechtmachen und Kleider tragen, die mir gefallen. Mich auf diese Weise kreativ ausdrücken. Dann fühle ich mich wohl. Aber jünger? Da siehste mal, so nehmen es andere auf. Hochinteressant. Aber kannste nichts machen.

Chillin´ like a villain

Ich habe mich noch nie jünger gemacht. Auch nie mit meinem Alter geschwindelt. Na gut, doch. Als ich ein Teenie war, habe ich mich gerne älter geschwindelt. In meinem Videothek-Ausweis war ich 18, obwohl ich weit davon entfernt war. Aber wieso jünger schwindeln, darin sehe ich echt keinen Vorteil. Wenn ich überlege, wie unreif ich in meinen 20ern und 30ern war und wie reif (hehe) ich heute bin, dann will ich mich lieber noch älter schwindeln. Denn wie cool werde ich wohl mit erst 55 sein?  Aber ey, hoffentlich habe ich dann die Ruhe und das Selbstvertrauen, das ich mir heute wünsche.

Aber selbst heute chille ich viel und es klappt von Jahr zu Jahr immer besser. Ich kann mich an Zeiten erinnern, als ich das Wort noch nicht mal kannte. Ich war mit einem Kerl aus Philadelphia (nicht Will Smith, damn) zusammen, es waren die 90er, ich war sehr unruhig, dafür hatte ich ganz viel Selbstvertrauen. Und er sagte ständig: I´m chillin´…

Chillin´? Niemand von meinen Freunden kannte das Wort. Ich schaute sogar im Wörterbuch nach. Ja Leute, ich musste “chillen” im Wörterbuch suchen. So fremd war es mir. Es stand damals übrigens nicht drin.

Chillout mood on.

Mit The Carters. Ein lauer Sommerabend, ich fahre mit offenem Verdeck, den Wind im Haar, es ist Sommer. Und ich singe Summer.

Let´s make love in the summertime 

On the sands, beach ends, make plans

To be in each other´s arms

 

Ich bin ruhig und ich weiß, ich werde darin noch besser werden. Zum Glück nicht jünger, nur besser.

8 Kommentare

  1. Kerstin Aigner
    4. Juli 2018 / 8:40 am

    Wie schön. Ich arbeite auch an meiner inneren Ruhe und meinem “Chill-Modus“ ?. Das wird schon – wir gehen ja auf die 50 zu…..

  2. Ela
    4. Juli 2018 / 10:12 am

    Ach Doro… wie gerne würde ich auch “chilliger” durchs Leben gehen! Ich habe erst am Wochenende eine ganz liebe alte Freundin nach langer Zeit wieder getroffen, die für mich der Inbegriff des Chillens ist… Da wurde mir wieder klar, dass ich mir dringend eine Scheibe abschneiden muss, damit es nicht mal richtig knallt demnächst…

    In einem Punkt scheinst Du mir aber schon ein Stück weiter zu sein: in letzter Zeit ertappe ich mich manchmal dabei, dass ich gerne wieder ein bisschen jünger wäre… Die 40 im Visier und nicht die 45, die man ja nach oben aufrundet. 😉

    Aber hey: da sagt mein Mann mir letztens: wenn Du entspannt bist, siehst Du viel jünger aus!
    UND DA WIRD DANN EIN SCHUH DRAUS!

    😉 Liebe Grüße, Ela

    • Dorota
      Autor
      4. Juli 2018 / 10:15 am

      Ich habe eben – als ich den ersten Kommentar gelesen habe – gedacht: 50?!!!! Aber dann denke ich an Maye Musk und all die anderen, tollen, älteren Frauen und es wird besser. Nicht gut ? aber besser! Alles Liebe Ela!

  3. 4. Juli 2018 / 11:33 am

    @Du hilfst auf deinem Blog älteren Frauen, jünger auszusehen…”. Faszinierend. So sieht man dich? Und noch faszinierender: “Wir” (die Leserinnen und du) wollen also jünger aussehen? Auf die Idee, dass wir einfach nur gut (für unser Alter) aussehen und uns in unserer Haut wohlfühlen wollen, kommt man nicht? Oder auf die Idee, dass Mode, Kosmetik und lange Haare auch jenseits der 40 toll sein und Spaß machen können? Nee, das machen wir nur, weil wir “jünger” aussehen wollen. Nun ja…^^ Bitte: Dann will ich eben jünger aussehen. Das Klischee muss bedient werden. ;))

    • Dorota
      Autor
      4. Juli 2018 / 11:40 am

      Ich brauche nicht zu sagen, dass ich auf diese Mail nicht geantwortet habe… Und genau deine Gedanken hatte ich auch ? Und habe das Mädel verurteilt und abgestempelt… ich sag ja, mir fehlt die Ruhe… ?

      • 4. Juli 2018 / 1:10 pm

        Ich denk mir bei so was immer: “Küken, du wirst auch mal älter und dann sieht die Welt ganz anders aus.” Ein unglaublich beruhigender Gedanke, das sage ich dir. 😉 Denn irgendwann, meist so ab 40, fällt dir deine ganze jugendliche Überheblichkeit auf die Füße. (Ähem… habe ich mir sagen lassen… vielleicht steckt aber auch eigene Erfahrung drin.^^)

  4. Kerstin H.
    6. Juli 2018 / 11:21 am

    Guten Tag, du Hübsche,
    bitte wann ist man eine “ältere Frau”?! Ab 40, oder 50 oder 70????? Ich kann dieses Geschwafel von diesen “jungen Dingern” nicht mehr ertragen, ich kann mir diese Instagram-Accounts und Blogs dieser “schönen jungen Menschen” nicht mehr ansehen, es langweilt mich nur noch, sie sehen leider alle gleich und austauschbar aus.
    Da lob ich mir die “ältere Frau” z.B. ab 40 – ich selbst bin 55 und möchte derzeit mit keinem Alter tauschen. Ich finde immer, die Zeit die jetzt gerade ist, sollte man genießen. Es gibt so tolle und ausdrucksstarke Frauen und du bist eine davon. Gut, dass du dem “Mädel” nicht geantwortet hast.
    Herzliche Grüße aus Berlin
    Kerstin (fisch1963)

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